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Kanutour: Johnson's-Crossing -> Dawson-City

25.06.1998 Nach unserer Wandertour über den Chilkoot-Trail mußten wir uns eine kleine Ruhepause gönnen. Zur Entspannung diente das »International Bed and Breakfast« von Alan Dibbs in einem Vorort von Whitehorse. Die Vorbereitung für die Kanutour lief bereits vor unserem geistigen Auge ab, so daß wir kaum Ruhe fanden. Bereits am Morgen trafen wir mit Wolf, unserem Kanuvermieter zusammen. Die Sachen gepackt, fuhr Wolf uns in den örtlichen Supermarkt, damit wir uns mit Verpflegung eindecken konnten. Denn schließlich hatten wir einiges vor: Mit dem Kanu in 16 Tagen von Johnsons-Crossing den Teslin-River bis zur Mündung in den Yukon und dann dem Yukon bis zur alten Goldgräberstadt Dawson-City zu folgen. Das sind immerhin ca. 780Fluß-km, was uns aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig bewußt war.
Wolf überlies uns nach dem Transfer nach Johnson's-Crossing mit »Viel Glück« der uns von nun an umgebenden nahezu unberührten Wildnis. Go North!.

Greenhorns begehen immer Fehler. Mit dem Kanu hatten wir bisher nur sehr wenig Kontakt. Sehr unsicher in der Handhabung und im Umgang mit diesem sehr kippeligen und vollbeladenen Fortbewegungsmittel suchten wir uns erstmal sehr schnell und zielstrebig einen Platz zum Übernachten. Der Platz wurde nach rein optischen Gesichtspunkten ausgewählt, was sich im Nachhinein als Fehler erwies. So wählten wir eine saftige grüne Wiese zum »campen«. Dies war eine schlechte Wahl, da auch Moskitos sich in dieser Umgebung sehr wohl fühlen und uns mit aller Kraft attackierten. Trotz nervtötenden Summens konnten wir dann aber doch etwas schlafen.

Moskito-Coast

26.06.1999 Nach der Nacht an der Moskito-Coast wurden wir am Morgen vom Kreischen eines Weißkopfseeadlers geweckt.
Wieder auf dem Fluß, lernen wir langsam mit dem Kanu umzugehen: denken wir. Aber schon die erste Flußbiegung endet in einem kleinen Desaster. Wir drehen uns in der Strömung wie ein Stück Papier im Abfluß. Wir schauen tatenlos zu, bis uns der Fluß wieder in seine Mitte ausspuckt. Erst mal weiter paddeln. Die Landschaft ist für uns Zivilisationsverwöhnte beeindruckend. Am Ufer wechseln sich Wälder mit Steilhängen aus Sand oder Fels ab. An und ab hören wir noch Geräusche der Zivilisation und sehen ein paar Wochenendhäuschen an uns vorbeiziehen.

Am frühen Nachmittag schlägt innerhalb kurzer Zeit das Wetter um. Ein Gewitter braut sich zusammen. Wir suchen einen geschützten Platz am Ufer, aber auf unserer Flußseite ist kein geeigneter Platz zu finden. Da sehen wir auf der anderen Seite zwei Personen die Schutz suchen. In der Annahme, daß diese einen besseren Unterschlupf gefunden haben, entscheiden wir uns zu ihnen überzusetzen. Der Teslin-River war an dieser Stelle ca. 200m breit. Als wir etwa die Mitte des Flusses erreicht haben, beginnt es zu regnen. Der Wind frischt auf und die Wellen werden immer größer. Gerade noch rechtzeitig erreichen wir das andere Ufer. Einer der noch fremden Kanuten hilft uns beim Anlegen. Es ist Michael, er unternimmt mit seiner Frau Beate eine Kanutour bis Carmacks. Er erweist sich als erfahrener Kanute und gibt uns wichtige Tips, die sich als äußerst hilfreich erweisen. Der wichtigste Tip ist wie ein guter Campground erkannt wird. Nachdem das Gewitter vorübergezogen ist, setzen wir die Fahrt fort. Gegen 16:00 Uhr können wir die erhaltenen Ratschläge erstmals einsetzen indem wir ein »Good-Camp« ausmachen. Hier stießen auch Michael und Beate wieder zu uns.

Vom Ufer aus sehen wir zum erstenmal riesige Northern Pikes (Hechte). Einer muß dran glauben! Michael zieht innerhalb kurzer Zeit einen kapitalen Burschen aus dem Wasser. Der Raubfisch wird fangfrisch zubereitet und schnell verzehrt. Wir haben Blut geleckt. Wir wissen jetzt wo und wie wir unsere Blinker ziehen müssen.

27.06.1998 Das Wetter präsentiert sich von seiner besten Seite. Eine Stunde nach Michael und Beate setzten wir unsere Tour fort. Die Sonne scheint und es wird immer heißer. Auf dem Fluß wird es unerträglich. Die Fließgeschwindigkeit läßt nach, die Paddelei zermürbt den Geist und beraubt uns unserer Kräfte. Der Fluß nimmt eine Biegung nach der anderen, eine Standortbestimmung ist nahezu ausgeschlossen. Nur prägnante Naturerscheinungen wie z.Bsp. Felsen oder Formationen von Sandhängen bzw. alte verfallene Holzhütten zeigen uns den Standort im Flussführer. Am frühen Nachmittag treffen wir zum letztenmal Michael und Beate. Bis zum Yukon sehen wir in der Folgezeit nur noch ein weiteres Kanu.

Teslin-River
 

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letzte Änderung: 23.03.2000
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